OberflÀchen analysieren: Besser 3D?


Rauheits- und Welligkeitsmessungen sind etablierte Verfahren in der QualitĂ€tskontrolle. Vermutlich denken auch Sie dabei zunĂ€chst an eine taktile, zweidimensionale Messung â wie viele andere Messtechniker ĂŒbrigens auch. Die so gewonnenen Daten werden dann beispielsweise nach DIN EN ISO 4287 / 4288 oder DIN EN ISO 13565-1/2 ausgewertet. Doch kennen Sie auch die Alternative?
Immer hĂ€ufiger kommen inzwischen Messsysteme zur optischen, dreidimensionalen Abtastung bei der OberflĂ€chenanalyse zum Einsatz. Mit Ihnen ist eine flĂ€chenhafte Analyse der OberflĂ€che möglich â und zwar auf Basis der DIN EN ISO 25178. Eine solche flĂ€chenhafte Bewertung liefert Kennwerte, die sich mittels Tastschnittverfahren nicht (oder nur mit erheblichem Zeitaufwand) ermitteln lassen. Je nach Anwendung ist eine Auswertung der FlĂ€chenrauheit also Ihre einzige Chance zu erkennen, ob Ihr Produkt ĂŒberhaupt die Anforderungen erfĂŒllt.

Beispiel Dental-Implantate
Der Einsatz von Implantaten in der Kiefer-Chirurgie erfordert extrem raue und komplexe OberflĂ€chen, an denen die Knochen haften und wachsen können. Eine taktile Abtastung der Implantate ist schon allein aufgrund von Bauform und WerkstĂŒckgeometrie schwierig.
Die DIN EN ISO 25178 liefert fĂŒr dieses Beispiel verschiedene Parameter (Sa, S10z, Sk, Spk und Svk), die statistische Aussagekraft ĂŒber die flĂ€chenhafte Rauheit der Implantate haben. Ăhnlich wie die aus der Profilmessung bekannten Pendants (Ra, Rz, Rk, Rpk und Rvk) definieren sie z.B. die mittlere Rauheit oder die Verteilung der Traganteile ĂŒber die OberflĂ€che.
Mit der FlÀchenrauheit zum qualifizierten Ergebnis
Doch welchen Mehrwert bietet 3D? ZusĂ€tzlich ermöglichen die Werte nach DIN EN ISO 25178 eine Aussage darĂŒber, wie Erhöhungen, Plateaus und TĂ€ler statistisch auf der FlĂ€che verteilt sind. Diese Information ist fĂŒr den Hersteller zwingend erforderlich, um zu erkennen, ob die Implantate den Anforderungen entsprechen. Gleichzeitig soll die OberflĂ€che der Implantate möglichst isotrop sein â also keine Vorzugsrichtung aufweisen. Extra hierfĂŒr bietet die DIN EN ISO 25178 den Kennwert Str, welcher beschreibt, ob gewisse Strukturen sich auf der OberflĂ€che in einer Richtung wiederholen. Eine vergleichbare Aussage ist mit einem einzelnen Profilschnitt nicht möglich.
Das passende Verfahren auswÀhlen
Damit steht nun die Frage im Raum, welches Mess- und Auswerteverfahren fĂŒr Ihren Einsatz am besten geeignet ist. Optisch oder taktil? Profil oder FlĂ€che? Die Entscheidung ist nicht einfach, da sich oftmals sowohl taktile als auch optische Systeme einsetzen lassen â und diese durchaus vergleichbare Daten liefern können. Ohne Anwendungen und Anforderungen im Detail zu kennen, lassen sich jedoch die folgenden Empfehlungen aussprechen:
- Nutzen Sieoptische (also berĂŒhrungslose) Messverfahren, wenn die zu messende OberflĂ€che sehr empfindlich oder zu weich, klebrig oder diskontinuierlich ist. AuĂerdem lassen sich beschichtete und inhomogene OberflĂ€chen oder OberflĂ€chen ohne Bearbeitungsstrukturen besser optisch erfassen.
- Setzen Sie auf dreidimensionale, flĂ€chenhafte Messdaten, wenn Sie dabei sind Prozesse zu entwickeln, zu vergleichen oder zu optimieren â oder wenn fĂŒr Ihren Einsatz noch gar keine Spezifikationen vorhanden sind. Auch wenn Aussehen und Eigenschaften von technischen OberflĂ€chen fĂŒr die Prozesskontrolle und Fertigungssteuerung untersucht werden, sind 3D-FlĂ€cheninformationen von Vorteil.
Das Beispiel der Dental-Implantate zeigt, dass es AnwendungsfĂ€lle gibt, in denen eine flĂ€chenhafte Analyse erforderlich ist, um eine qualifizierte Aussage zu erhalten. Doch auch wenn nicht zwingend benötigt, ist optische 3D-Messtechnik in vielen FĂ€llen eine gute Alternative zu taktilen Verfahren. Sie bietet QualitĂ€tsprĂŒfern und Prozessentwicklern eine höhere Aussagekraft und somit mehr Sicherheit.