Maximale Energieausbeute dank perfekter OberflÀchen

Um den Luftwiderstand zu reduzieren und die Erosion zu verzögern, werden RotorblĂ€tter nach ihrer Fertigung lackiert. FĂŒr eine optimale Lackhaftung kommt es dabei auf den richtigen Schliff der GFK-OberflĂ€chen an. Dieser lĂ€sst sich mit dem mobilen 3D-RauheitsmessgerĂ€t MarSurf CM mobile prĂŒfen, optimieren und so letztlich auch die Produktion des klimafreundlichen Stroms erhöhen.
Fraunhofer IWES
Windenergieanlagen erzeugen wĂ€hrend ihrer Laufzeit bis zu 70-mal mehr Energie, als fĂŒr ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung nötig ist. Das macht diese Technologie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch höchst interessant. Um ihre Energieausbeute zu maximieren, sind die Anlagen in den letzten Jahren weit in die Höhe gewachsen: Allein die RotorblĂ€tter, deren Spitzen sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern drehen, warten inzwischen mit LĂ€ngen bis zu 120 Metern und einem Gewicht bis zu 40 Tonnen auf. Auf ihre LeistungsfĂ€higkeit werden sie am Fraunhofer-Institut fĂŒr Windenergiesysteme (IWES) geprĂŒft.
Als Brancheninstitut hat sich das Fraunhofer IWES ganz der Windenergie und Wasserstofftechnologie verschrieben. Im IWES-BladeMaker-Democenter in Bremerhaven werden Fertigungstechnologien und Automatisierungslösungen fĂŒr die Rotorblattfertigung entwickelt.
AufwÀndige Schleifprozesse
RotorblĂ€tter bestehen ĂŒberwiegend aus Epoxydharzen und Glasfasern. Um Unebenheiten zu beseitigen und die OberflĂ€chen fĂŒr die spĂ€tere Lackierung vorzubereiten, werden die Rohbauteile manuell geschliffen. Denn GFK-OberflĂ€chen können aufgrund ihrer MaterialheterogenitĂ€t und möglicher LufteinschlĂŒsse im Harz verschiedene OberflĂ€chenstrukturen aufweisen, die sich negativ auf die Anhaftung oder die OberflĂ€che der Beschichtung auswirken. Bei der Zerspanung von GFK treten zudem unterschiedliche Trennmechanismen auf, welche aus der Schnittrichtung des Schleifkorns zur Glasfaser resultieren und davon abhĂ€ngen, ob kleine Bereiche mit reinem Harz oder FaserbĂŒndeln an der OberflĂ€che frei liegen. âSo kann es zu unterschiedlichen OberflĂ€chenstrukturen und verstĂ€rktem VerschleiĂ des Schleifkorns kommen. Dadurch ist es sehr aufwĂ€ndig, ĂŒber die gesamte FlĂ€che des Rotorblattes eine gleichbleibende OberflĂ€chenqualitĂ€t einzustellenâ, erklĂ€rt Sören Eden, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IWES. âUns hat interessiert, wie die OberflĂ€che und der dazugehörige Schleifprozess aussehen mĂŒssen, damit die Lackschicht unter Erosionsbedingungen am besten hĂ€lt.â Bislang wurde hier vor allem mit Erfahrungswerten der Schleifmittel- und Lackhersteller gearbeitet.
Mit konfokaler Messtechnik gegen Erosion
Die Lackschicht schĂŒtzt vor UV-Strahlung und ist wichtig fĂŒr die Aerodynamik: Glatte FlĂ€chen weisen weniger Luftwiderstand auf, sodass unterm Strich die Windausbeute steigt. Um die bestmögliche VorbehandlungsqualitĂ€t der OberflĂ€chen und eine ebensolche Lackhaftung zu gewĂ€hrleisten, war das Fraunhofer IWES auf der Suche nach einem Messsystem, das OberflĂ€chentopografien und flĂ€chige Rauhigkeitseigenschaften im unteren Mikrometerbereich zuverlĂ€ssig abbilden könnte â vor und nach der Lackierung. âEin weiterer Aspekt war die MobilitĂ€t eines solchen Systems: SchlieĂlich arbeiten wir an GroĂkomponenten, können nichts heraussĂ€gen und mal kurz vorbeitragen. Das MessgerĂ€t muss zum WerkstĂŒck gebracht werden, nicht umgekehrtâ, erklĂ€rt Eden. Aufgrund der BauteilgröĂen und der heterogenen OberflĂ€chenstrukturen schieden taktile Messsysteme von vornherein aus â eine einwandfreie Strukturwiedergabe kann nur mit einem 3D-System erfolgen. Eden machte sich auf die Suche nach einem passenden System und wurde bei Messtechnikhersteller Mahr fĂŒndig. Das Göttinger Unternehmen bietet derzeit das einzig konfokale mobile GerĂ€t mit hoher Auflösung auf dem Markt.
Probemessungen vor Ort
Der Wissenschaftler lud die Messtechnikprofis ins IWES nach Bremerhaven ein. Mit im GepĂ€ck: ein DemogerĂ€t des MarSurf CM mobile, das Christopher Wallmann, Field Sales Engineer bei Mahr, dem IWES-Team vorstellte und mit dem er bei diesem ersten Termin sogleich Probemessungen an den RotorblĂ€ttern durchfĂŒhrte. âInnerhalb weniger Minuten ist dieses GerĂ€t vor Ort auf einem Objekt einsatzbereit. Es wiegt lediglich acht Kilogramm und ist entsprechend flexibelâ, erklĂ€rt Wallmann. âAuch groĂflĂ€chige Messungen auf Objekten mit KrĂŒmmungsradius, wie sie auf den RotorblĂ€ttern gegeben sind, sind dank der integrierten Shape-Tracing-Funktion prĂ€zise möglich.â Das optische Messsystem basiert auf der Konfokaltechnik und ist auch fĂŒr den Einsatz in rauer Produktionsumgebung geeignet. Viele Messeinstellungen können mittels Template-Funktion bereits beim Starten des Systems geladen werden; Anwender mĂŒssen lediglich das fĂŒr die Messung vorgesehene Template laden. Der Messbereich wird dann automatisch vom sogenannten Range Finder eingestellt. âBeim Stitching, bei dem Einzelaufnahmen zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden, unterstĂŒtzt die Shape-Tracing-Funktion ein schnelles Messen und berechnet dabei die OberflĂ€chenkrĂŒmmung gleich mitâ, erlĂ€utert der Messspezialist. Die typische Messzeit betrĂ€gt fĂŒnf bis zehn Sekunden; die Messergebnisse werden direkt an ein frei definierbares Messprotokoll ĂŒbergeben.
Seit Juni 2020 ist das MarSurf CM mobile nun in Bremerhaven im Einsatz. Es ist Teil des optischen Portfolios von Mahr, das neben konfokalen GerĂ€ten auch die WeiĂlichtinterferometrie und die Profilometrie umfasst.

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E-Mail: Christopher.Wallmann@mahr.de
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